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Kara-an 1992, die
erste Idee zum Projekt
Die Dorfbewohner sind
Flüchtlinge im eigenen Land. Als wir sie vor
sechs Jahren zum ersten Mal auf Anregung des
Erzbischofs Fortich der Inselhauptstadt Bacolod
zum ersten Mal besuchten, hörten wir folgendes:
400 Menschen leben
vom Nahrungsanbau auf einer Fläche von nur 10
Hektar und von den geringen Löhnen als
Saisonarbeiter auf den Zuckerrohrplantagen der
Großgrundbesitzer. Das von der Sonne
ausgedörrte unwegsame Bergland ist nur zu Fuß
oder mit den unentbehrlichen Lasttieren, den
Wasserbüffeln, zu erreichen.
Nach fast 5
Kilometern Fußmarsch in der glühenden Sonne
sind wir ziemlich erschöpft, als wir das Dorf
erreichen. Die Dorfbewohner empfangen uns
gastfreundlich mit einer Mischung aus
Zurückhaltung und Neugier und reichen uns zur
Begrüßung gekochte Süßkartoffeln. Es tut
ihnen gut und gibt ihnen Hoffnung, daß sich
jemand für ihr Schicksal interessiert. Wir
erfahren: Mehr als unseren Fußmarsch
müssen die Kinder jeden Tag zurücklegen,
um zur Schule zu gehen. Die Kinder müssen
auch in sehr jungem Alter mitarbeiten, um das
Überleben der Familie zu sichern. Wasser ist
Mangelware und muß Eimer für Eimer aus einer
verschlammten Quelle in 1 Kilometer Entfernung
ins Dorf geholt werden. Das gesamte Dorf verfügt
über einen einzigen Wasserbüffel als Last- und
Zugtier. Trotzdem sind die Dorfbewohner nicht
mutlos. Obwohl sie erst vor einem Jahr vom
Militär aus ihren Dörfern vertrieben worden
sind, haben sie als Zeichen des Neubeginns einige
Blumen um ihre Bambushütten gepflanzt. Trotzdem
merken und sehen wir: Sie brauche dringend
Hilfe von außen.
Geschichte
und Menschenrechte
Die Philippinen sind
ein Land von 7000 Inseln in Südostasien am Rande
des Pazifischen Ozeans. Etwa 90% der 65 Millionen
Einwohner sind römisch-katholisch. Nach einer
fast 500jährigen Kolonialgeschichte zuerst unter
Spanien, dann unter den USA, wurde das Land 1946
unabhängig. Aber die in der Kolonialzeit
entstandenen ungerechten Besitzverhältnisse
blieben. Nur wenige 100
Großgrundbesitzerfamilien kontrollieren fast den
gesamten Reichtum des Landes und stellen auch
zwei Drittel der Parlamentsabgeordneten. Zwei
Drittel der Bevölkerung lebt unter der
Armutsgrenze. Diese ungerechte Verteilung von
Land und Reichtum führte zur Entwicklung eines
bewaffneten Aufstandes unter dem Diktator Marcos
in den 70er Jahren, der einen
Bürgerkriegscharakter annahm. Dieser Aufstand
wurde und wird bis heute vom philippinischen
Militär und der Polizei mit rücksichtsloser
Härte bekämpft. Jeder, der sich auf den
Philippinen für soziale Rechte und für
Menschenrechte einsetzte, galt als Unterstützer
des bewaffneten Aufstandes und Kommuist.
Hunnderte wurden vom Militär ermordet oder
verschwanden spurlos. Hunderttausende von
Landbewohnern wurden aus ihren Dörfern
vertrieben, angeblich um dem Aufstand den
Nährboden wegzuziehen. Dazu gehören auch die
Menschen von Cara-an, die bei einer großen
Militäraktion im Jahre 1990 ihre Dörfer
verlassen mußten. Todesdrohungen erhielten so
auch die Anwältin Solema Jubilan und Erzbischof
Fortich aus Negros, der nicht aufhört, sich für
die Armen und Entrechteten und eine gerechte
Landreform einzusetzen, obwohl sein Haus bereits
mehrfach das Ziel von Bombenanschlägen und
Maschinengewehrsalven war.
Bei unserem Besuch
sagte er uns: "Wir werden erst Frieden im
Land haben, wenn Gerechtigkeit herrscht, denn
Frieden ist die Blume der
Gerechtigkeit".
Obwohl sich die
Bürgerkriegssituation in den letzten Jahren
entspannt hat, sind die sozialen Verhältnisse
bis heute fast unverändert.
Die Aktion
Wasserbüffel
Noch im Dorf Car-an
und nach unserer Rückkehr in unser trotz aller
Schwierigkeiten reiches Land hat uns der Gedanke
nicht losgelassen: Sollte es nicht möglich sein,
für dieses Dorf bei uns zu einer solidarischen
Hilfe aufzurufen?
· Die Dorfbewohner benötigen
dringend Wasserbüffel zu Feldarbeit
· Die Kinder in Cara-an
brauchen dringend eine Schule und eine Lehrerin
am Ort
· Die Kinder und alle
Einwohner brauchen dringend eine
Gesundheitsbetreuung
· Das Dorf braucht dringend
eine gesicherte, einwandfreie Wasserversorgung
· Das Dorf benötigt
Pachtland zur Selbstversorgung mit Nahrung
Wir haben den
Versuch unternommen und den Verein Aktion
Wasserbüffel in Jülich gegründet, mit dem
Ziel, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.Der Erfolg
und die überwältigende Hilfsbereitschaft hier
sind ein Anlaß zum Dank. Wir konnten dem Dorf
anbieten, einige Wasserbüffel zu kaufen und eine
Schule zu bauen.. Alles das dauerte seine Zeit
und es dauerte auch, bis wir eine Organisation
auf der Insel Negros fanden, die diese Hilfe
organisieren konnte. Geld alleine genügt ja
nicht.
Car-an in den
Jahren 1995 und 1996
Als wir das Dorf im
Februar 1996 erneut besuchten, fanden wir die
Einwohner fast mutlos vor, obwohl sie
mittlerweile einige Wasserbüffel von den
Spendengeldern kaufen konnten. Aber viele
Schwierigkeiten vor Ort hatten sie zermürbt.
Auch war ihre Wasserqelle fast versiegt. Es gab
Probleme in ihrer Gemeinschaft. Cara-an war ja
kein gewachsenes Dorf, sondern eine aus vielen
Richtungen zusammengewürfelte Flüchtlingsschar.
Als wir ihnen von der
großen Solidarität der vielen keineswegs
reichen Spender hier erzählten und ihnen die
Bilder und Zeitungsartikel von den Aktionen hier,
vor allem der Martinusaktion in Aldenhoven,
zeigten, spürten wir, wie ein Ruck durch die
Dorfgemeinschaft ging. Solidarität macht Mut.
Seitdem geht es aufwärts.
Trotzdem gab es im
vergangenen Jahr Schwierigkeiten, zum Teil
dadurch, daß es wieder kriegerische
Auseinandersetzungen zwischen Militär und
bewaffnetem Aufstand in der Umgebung gab. Einige
weitere Probleme konnten wir im April dieses
Jahres in Gesprächen mit den Einwohnern, der
Lehrerin, dem Gemeindebürgermeister und dem
Pfarrer ausräumen.
Inzwischen aber
wurde viel erreicht:
· Die Dorfbewohner haben
ihren Kirchenraum aus- und umgebaut, so daß er
als Schule und für die Gesundheitsversorgung
genutzt werden kann.
· Eine Lehrerin wurde
gefunden, die seit Juni 1996 die Kinder zwischen
vier und sieben Jahren unterrichtet, als
Vorschule.
· Eine saubere Wasserquelle
wurde erschlossen und ausgebaut.
· Und vor allem: Die
erfahrene Solidarität hat die Dorfgemeinschaft
zueinandergebracht.
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