Aktion Wasserbüffel: Projekt Kara-an
 
   
 
     
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Helga Range, Vorsitzende von Aktion Wasserbüffel, beglückwünscht die Klassenbesten des Schuljahres 2001

 
     
  Dorfentwicklung von Kara-an
 
 

Das Flüchtlingsdorf Kara-an auf der Insel Negros, dessen Bewohner 1991 vor militärischer Bedrohung und Menschenrechtsverletzungen aus verschiedenen Dörfern geflohen waren, liegt auf bergigem Gelände. 31 Familien leben dort.Die Kinder mußten täglich mehr als fünf Kilometer zur nächsten Schule über unwegsames Gelände gehen. Wasser holten die Dorfbewohner aus einer 500 m entfernten Quelle, die zuletzt kein hygienisch einwandfreies Wasser mehr lieferte.

 
 
   
     
 
    In Zusammenarbeit mit örtlichen Basisorganisationen hat "Aktion Wasserbüffel" die Beschaffung der unentbehrlichen Lasttiere, der Wasserbüffel, unterstützt, sowie den Bau einer Schule

Im Juni 1995 wurde eine Lehrerin eingestellt, deren Gehalt wir seitdem übernehmen. Für den Ausbau der Gesundheitsvorsorge wurden einfache medizinische Geräte beschafft und eine Hilfskraft aus dem Dorf geschult. Die Erschließung einer neuen Wasserquelle gelang. Auch Vorschulkinder im Alter von 5 bis 7 Jahren aus Nachbardörfern der Gemeinde besuchen die Schule. Im Jahre 2001 waren es 59 Kinder. In zwei Jahren, also im Jahr 2003, wird die Schule von den beteiligten Gemeinden übernommen.

Die Dorfentwicklung durch Aktion Wasserbüffel und der unermüdliche Einsatz unseres Projektpartners, Pfarrer Contreras, bis zum vergangenen Jahr Leiter der Sozialen Aktion der Diözese, führte dazu, daß Cara-an in den staatlichen Entwicklungsplan für Südnegros einbezogen wurde. 
 


Hilfe zur Selbsthilfe!

 
   
 
 
     
 
Kara-an 1992, die erste Idee zum Projekt
Die Dorfbewohner sind Flüchtlinge im eigenen Land. Als wir sie vor sechs Jahren zum ersten Mal auf Anregung des Erzbischofs Fortich der Inselhauptstadt Bacolod zum ersten Mal besuchten, hörten wir folgendes:
400 Menschen leben vom Nahrungsanbau auf einer Fläche von nur 10 Hektar und von den geringen Löhnen als Saisonarbeiter auf den Zuckerrohrplantagen der Großgrundbesitzer. Das von der Sonne ausgedörrte unwegsame Bergland ist nur zu Fuß oder mit den unentbehrlichen Lasttieren, den Wasserbüffeln, zu erreichen.
Nach fast 5 Kilometern Fußmarsch in der glühenden Sonne sind wir ziemlich erschöpft, als wir das Dorf erreichen. Die Dorfbewohner empfangen uns gastfreundlich mit einer Mischung aus Zurückhaltung und Neugier und reichen uns zur Begrüßung gekochte Süßkartoffeln. Es tut ihnen gut und gibt ihnen Hoffnung, daß sich jemand für ihr Schicksal interessiert. Wir erfahren:  Mehr als unseren Fußmarsch müssen die Kinder jeden Tag  zurücklegen, um zur  Schule zu gehen. Die Kinder müssen auch in sehr jungem Alter mitarbeiten, um das Überleben der Familie zu sichern. Wasser ist Mangelware und muß Eimer für Eimer aus einer verschlammten Quelle in 1 Kilometer Entfernung ins Dorf geholt werden. Das gesamte Dorf verfügt über einen einzigen Wasserbüffel als Last- und Zugtier. Trotzdem sind die Dorfbewohner nicht mutlos. Obwohl sie erst vor einem Jahr vom Militär aus ihren Dörfern vertrieben worden sind, haben sie als Zeichen des Neubeginns einige Blumen um ihre Bambushütten gepflanzt. Trotzdem merken und sehen  wir: Sie brauche dringend Hilfe von außen.
 

Geschichte und Menschenrechte
Die Philippinen sind ein Land von 7000 Inseln in Südostasien am Rande des Pazifischen Ozeans. Etwa 90% der 65 Millionen Einwohner sind römisch-katholisch. Nach einer fast 500jährigen Kolonialgeschichte zuerst unter Spanien, dann unter den USA, wurde das Land 1946 unabhängig. Aber die in der Kolonialzeit entstandenen ungerechten Besitzverhältnisse blieben. Nur wenige 100 Großgrundbesitzerfamilien kontrollieren fast den gesamten Reichtum des Landes und stellen auch zwei Drittel der Parlamentsabgeordneten. Zwei Drittel der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Diese ungerechte Verteilung von Land und Reichtum führte zur Entwicklung eines bewaffneten Aufstandes unter dem Diktator Marcos in den 70er Jahren, der einen Bürgerkriegscharakter annahm. Dieser Aufstand wurde und wird bis heute vom philippinischen Militär und der Polizei mit rücksichtsloser Härte bekämpft. Jeder, der sich auf den Philippinen für soziale Rechte und für Menschenrechte einsetzte, galt als Unterstützer des bewaffneten Aufstandes und Kommuist. Hunnderte wurden vom Militär ermordet oder verschwanden spurlos. Hunderttausende von Landbewohnern wurden aus ihren Dörfern vertrieben, angeblich um dem Aufstand den Nährboden wegzuziehen. Dazu gehören auch die Menschen von Cara-an, die bei einer großen Militäraktion im Jahre 1990 ihre Dörfer verlassen mußten. Todesdrohungen erhielten so auch die Anwältin Solema Jubilan und Erzbischof Fortich aus Negros, der nicht aufhört, sich für die Armen und Entrechteten und eine gerechte Landreform einzusetzen, obwohl sein Haus bereits mehrfach das Ziel von Bombenanschlägen und Maschinengewehrsalven war. 

Bei unserem Besuch sagte er uns: "Wir werden erst Frieden im Land haben, wenn Gerechtigkeit herrscht, denn Frieden ist die Blume der Gerechtigkeit". 
Obwohl sich die Bürgerkriegssituation in den letzten Jahren entspannt hat, sind die sozialen Verhältnisse bis heute fast unverändert.

Die Aktion Wasserbüffel
Noch im Dorf Car-an und nach unserer Rückkehr in unser trotz aller Schwierigkeiten reiches Land hat uns der Gedanke nicht losgelassen: Sollte es nicht möglich sein, für dieses Dorf bei uns zu einer solidarischen Hilfe aufzurufen?

· Die Dorfbewohner benötigen dringend Wasserbüffel zu Feldarbeit
· Die Kinder in Cara-an brauchen dringend eine Schule und eine Lehrerin am Ort
· Die Kinder und alle Einwohner brauchen dringend eine Gesundheitsbetreuung
· Das Dorf braucht dringend eine gesicherte, einwandfreie Wasserversorgung
· Das Dorf benötigt Pachtland zur Selbstversorgung mit Nahrung

Wir haben den Versuch unternommen und den Verein Aktion Wasserbüffel in Jülich gegründet, mit dem Ziel, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.Der Erfolg und die überwältigende Hilfsbereitschaft hier sind ein Anlaß zum Dank. Wir konnten dem Dorf anbieten, einige Wasserbüffel zu kaufen und eine Schule zu bauen.. Alles das dauerte seine Zeit und es dauerte auch, bis wir eine Organisation auf der Insel Negros fanden, die diese Hilfe organisieren konnte. Geld alleine genügt ja nicht.

Car-an in den Jahren 1995 und 1996
Als wir das Dorf im Februar 1996 erneut besuchten, fanden wir die Einwohner fast mutlos vor, obwohl sie mittlerweile einige Wasserbüffel von den Spendengeldern kaufen konnten. Aber viele Schwierigkeiten vor Ort hatten sie zermürbt. Auch war ihre Wasserqelle fast versiegt. Es gab Probleme in ihrer Gemeinschaft. Cara-an war ja kein gewachsenes Dorf, sondern eine aus vielen Richtungen zusammengewürfelte Flüchtlingsschar.
Als wir ihnen von der großen Solidarität der vielen keineswegs reichen Spender hier erzählten und ihnen die Bilder und Zeitungsartikel von den Aktionen hier, vor allem der Martinusaktion in Aldenhoven, zeigten, spürten wir, wie ein Ruck durch die Dorfgemeinschaft ging. Solidarität macht Mut. Seitdem geht es aufwärts.

Trotzdem gab es im vergangenen Jahr Schwierigkeiten, zum Teil dadurch, daß es wieder kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Militär und bewaffnetem Aufstand in der Umgebung gab. Einige weitere Probleme konnten wir im April dieses Jahres in Gesprächen mit den Einwohnern, der Lehrerin, dem Gemeindebürgermeister und dem Pfarrer ausräumen.

Inzwischen aber wurde viel erreicht:
· Die Dorfbewohner haben ihren Kirchenraum aus- und umgebaut, so daß er als Schule und für die Gesundheitsversorgung genutzt werden kann.
· Eine Lehrerin wurde gefunden, die seit Juni 1996 die Kinder zwischen vier und sieben Jahren unterrichtet, als Vorschule.
· Eine saubere Wasserquelle wurde erschlossen und ausgebaut.
· Und vor allem: Die erfahrene Solidarität hat die Dorfgemeinschaft zueinandergebracht.