Wasser ist ein Menschenrecht

Trinkwasser ist nur bei uns selbstverständlich. Aktion Wasserbüffel muss bei den Projekten auf den Philippinen immer auch für Trinkwasser sorgen.

Ziel des Vereins "Aktion Wasserbüffel e.V." ist die Hilfe zur Selbsthilfe für Menschen auf den Philippinen. Dort lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Bezahlbarer Zugang zu Trinkwasser ist ein Menschenrecht, sagen die Vereinten Nationen. Auf den Philippinen scheint die Regierung anderer Meinung zu sein. Über dreißig Prozent ihrer Bürger haben keinen direkten Zugang zu Brunnen, Quellen und Wasserleitungen, mehr als 70 Prozent verfügen nicht über sanitäre Anlagen.

Wasser für das Kinderdorf Batang Pinangga auf Cebu

"Wir haben das Wasser aus dem Tiefbrunnen untersuchen lassen, weil Durchfallerkrankungen bei den Kindern auftraten. Das Wasser ist zum Trinken nicht mehr brauchbar", meldet eine alarmierende Email aus den Philippinen, die jetzt bei Aktion Wasserbüffel eintraf. Die Situation ist dramatisch. Der Brunnen ist die einzige Versorgung mit Trinkwasser für die Kinder in Batang Pinangga. Jetzt muss jeder Liter Wasser abgekocht werden oder in Kanistern gekauft werden. In diesem Kinderdorf auf der Insel Cebu, einem Projekt von Aktion Wasserbüffel, erfahren einundzwanzig vernachlässigte, misshandelte, verstoßene und missbrauchte Kinder aus kaputten Familien oder aufgelesen als Straßenkinder, liebevolle Zuwendung. Eins der Kinder ist Amy Cabalda. Sie verlor ihre Mutter mit zwei Jahren. Die Nachbarn versorgten Amy mit Essen, aber der Nachbar missbrauchte sie sexuell. Amy war glücklich, als Aktion Wasserbüffel dafür sorgte, dass auch ihre jüngere Schwester ins Kinderdorf aufgenommen wurde.

Noch im Februar hatten Helga und Jochen Range bei ihrer Projektreise das Wasser aus dem Tiefbrunnen in Batang Pinangga getrunken. Aber der Grundwasserspiegel in Cebu fällt laufend. Das lässt die Brunnen versiegen. Das wenige Wasser wird schlechter. Im Frühjahr 2002, auf dem Höhepunkt der Trockenheit durch das Klimaphänomen El Niño, mussten weite Teile der Insel durch Tankwagen mit Trinkwasser versorgt werden.

Für das Wasserproblem von Batang Pinangga gibt es eine Lösungsmöglichkeit. Im bewaldeten Bergland entspringt eine ergiebige Wasserquelle. Teile der Gemeinde Triumfo werden bereits durch eine Pipeline versorgt. Bürgermeister Peñas hat im Februar Helga und Jochen Range die Nutzung für Batang Pinangga angeboten. Das Kinderdorf müsste eine eigene Pipeline bauen, und zwar so groß, dass damit auch der Teil von Triumfo, in dem die Schule der Kinder von Batang Pinangga liegt, versorgt werden kann. Die Pipeline ist teuer. Spendengelder vom 'Sponsored Walk' der Realschule Jülich im vergangenen Herbst machten es möglich, dass Aktion Wasserbüffel jetzt das Startsignal zum Bau der Pipeline geben konnte. Die im Augenblick nicht geplante Ausgabe aber reißt Löcher in den Etat von Batang Pinangga im nächsten Jahr.

Wasser für Vorschule und Kindergarten Batang Pit-os.

Schon im vergangenen Herbst hatte Aktion Wasserbüffel ein Wasserprojekt in seinem Kinderlernzentrum Batang Pit-os am Rande der Millionenstadt Cebu City gestartet. Die Stadtregierung baut in die überwiegend von Städtischen Armen bewohnten Viertel in den Randgebieten keine Wasserleitungen. Der Grundwasserspiegel ist für Brunnen zu niedrig. Die ungeklärten Abwässer verschmutzen das Wasser. Der Bau eines Wasserreservoirs, das von Tankwagen aufgefüllt wird, schaffte Abhilfe. Zumindest hier im Kindergarten und in der Vorschule haben die Kinder jetzt sauberes Trinkwasser und müssen nicht jedes Glas Wasser abmessen.

Hintergründe zum Wassermangel

Der Mangel an Trinkwasser auf den Philippinen hat vielfältige Gründe. Es fehlt der politische Wille zu nachhaltigen Lösungen. Regen gibt es genug. Durch den Raubbau am Regenwald kann aber der Boden das Wasser nicht mehr speichern. In der Regenzeit rutschen ganze Berghänge ab und lassen häufig Zehntausende von Menschen heimatlos werden, weil ihre Hütten den Schlammfluten zum Opfer fallen. Immer dann wird nach Bergrutschen über Aufforstungsprogramme geredet. Dann fließen ein paar Gelder, meistens in die Taschen von Politikern, und dann geschieht nichts mehr bis zum nächsten Mal. In Cebu gibt es sogar Pläne, mit einem großen Projekt über eine große Pipeline Wasser von der wasserreichen Nachbarinsel Bohol nach Cebu durch eine Pipeline durch das Meer zu pumpen. Nichtregierungsorganisationen befürchten, dass es auch hier darum geht, bei den großen Projektsummen die Taschen der beteiligten Politiker zu füllen. Die Boholaner fürchten ökologische Schäden durch Grundwasserabsenkungen.

Wasser für ein Armenviertel in Negros auf Negros

Auf Negros, der Nachbarinsel von Cebu, liegt das Flüchtlingsdorf Kara-an. Bau und Betrieb der Schule, Wasserbüffel für die Feldbestellung und Brunnenbau in Kara-an waren der Anlass zur Gründung von Aktion Wasserbüffel. Auch hier spielte der Brunnen mit sauberem Wasser gerade für die Gesundheit der Kinder eine wichtige Rolle. In Bacolod, der Hauptstadt von Negros, entwickelt und baut der holländische Schiffsbauingenieur Auke Idzenga, der seit 15 Jahren mit einer Filipina verheiratet ist, in seiner Werkstatt Pumpen. Seine vier Techniker hat er selbst angelernt. Im Unterland von Negros gibt es genug Wasser. Auke hat Pumpen weiterentwickelt, die Wasserenergie zum Pumpen benutzen. Mit einem anderen Pumpentyp, der so genannten Bush-Pumpe, kann man von Hand Wasser auf einhundert Meter Förderhöhe pumpen. Damit könnten Gemeinden im trockenen Bergland ihr Wasserproblem lösen. Der Bau von Pumpen mit einheimischen Materialien und angepasster Technik könnte Arbeitsplätze schaffen. Das Projekt scheiterte an der Korruption. "Gemeindebürgermeister und Provinzregierung haben die kalte Schulter gezeigt, weil kein Geld für sie abfallen würde," erklärte Auke gegenüber Aktion Wasserbüffel.

So baut Auke zu Selbstkosten und immer dann, wenn es ihm gelingt, Fördergelder zu erhalten oder wenn eine Gemeinde in der Lage ist, einen eigenen finanziellen Beitrag zu leisten, seine einfache Technik in ausgewählten Gemeinden ein. Sein Traum ist es, auf der Basis einer gesicherten Wasserversorgung eine ganzheitliche Gemeindeentwicklung durchzuführen. Er ist ein Universalgenie für einfache angepasste Technik. Geruchsfreie Toiletten, natürlich ohne Wasserspülung, Stromgeneratoren für Laufwasser, landwirtschaftliche Geräte, Destillationsanlagen für aromatische Öle bis hin zu einfachen Solaranlagen sind in seiner Werkstatt zu besichtigen und finden auch praktischen Einsatz. Vergrößern kann Auke seine Werkstatt nicht, dann gilt sie als Fabrik. Dafür benötigt er eine Genehmigung, die auch in den Philippinen Jahre dauern kann oder nur mir Schmiergeldern beschleunigt werden kann.

Aukes philippinischer Freund Juning ist Ortsvorsteher eines Ortsteils der städtischen Armen von Bacolod. Sein Ortsteil ist das sauberste und bestorganisierte Armenviertel, das wir auf den Philippinen besucht haben. Natürlich gibt es Wasserstellen mit Aukes Pumpen. Aber eine weitere Pumpe wäre dringend erforderlich. Die Gemeinde ist nicht in der Lage, sie zu finanzieren, es würde noch ein Jahr dauern. Mit Hilfe von Aktion Wasserbüffel konnte der Pumpenbau sofort begonnen werden. Die Tiefbohrung wurde von den Bewohnern nach Junings und Aukes Anleitung selbst niedergebracht.

Wasser und Entwicklungshilfe

Entwicklungshilfe für den Ausbau der Wasserversorgung auf den Philippinen, zum Beispiel von Deutschland oder auch von der Weltbank gibt es nur, wenn das Zauberwort Privatisierung fällt. Dabei wird gerade die Wasserversorgung von der Hauptstadt Manila mit mehr als zehn Millionen Einwohnern, die vor etwa fünf Jahren privatisiert worden ist, von allen großen Hilfsorganisationen wie etwa Brot für die Welt, die gerade das vergangene Jahr als Jahr des Wassers erklärt hatten, als Musterbeispiel einer misslungenen Privatisierung zitiert. Es ist nicht gelungen, die ärmeren Stadtteile an das Wassernetz anzubinden, die Preise sind drastisch gestiegen, entgegen den Zusagen der beteiligten Gesellschaften, die den reichsten Familien der Philippinen gehören. Gerade hat die Gesellschaft Maynilad, die eine Hälfte Manilas versorgt und die der superreichen Familie Lopez gehört, den Versorgungsauftrag wieder an die Regierung mitsamt den aufgelaufenen Schulden und einem maroden Wassernetz zurückgegeben.